Am Donnerstag, den 16. Oktober, durfte Stadtbürgermeister Mattia De Fazio auf der Burg Nanstein den Freundeskreis von Herigoyen e.V. begrüßen. Rund 25 Mitglieder der Vereinigung waren aus Mainz angereist und machten in der Sickingenstadt Station im Rahmen ihrer Jahrestagung, die in diesem Jahr an mehreren Wirkungsstätten des portugiesischen Architekten und Ingenieurs Emanuel Joseph von Herigoyen (1746–1817) stattfand.
Der Freundeskreis von Herigoyen e.V., gegründet im Jahr 2017 in München, ist eine Vereinigung deutscher und portugiesischer Personen – darunter Architekten, Historiker, Unternehmer und Juristen –, die das Andenken an den bedeutenden Baumeister und Architekten Emanuel Joseph von Herigoyen bewahren und den kulturellen Austausch zwischen Deutschland und Portugal fördern. Der Verein ist bereits seit 2010 mit Veranstaltungen und Kooperationen aktiv und führt regelmäßig Projekte durch, bei denen Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Kultur beider Länder zusammenkommen. Das Vorstandsgremium des Vereins besteht aus: 1. Vorstand/Presidente J. José Rodrigues dos Reis (München und Lissabon), Dr. Hermann Reidel (Regensburg), Pedro Pires de Miranda (Lissabon), Volker Zahn (Sulzbach am Main).
Emanuel Joseph von Herigoyen wurde 1746 in Belas bei Lissabon als Sohn eines Wagenmeisters des Infanten Dom Manuel geboren. Er erhielt seine Ausbildung in Lissabon am Real Colégio das Necessidades und an der Casa do Risco, bevor er in die Königlich Portugiesische Marine eintrat. Nach dem Tod seines Förderers Dom Manuel im Jahr 1766 ging er nach Paris, wo er als Ingenieur ausgebildet wurde, und setzte seine Studien an der Akademie der bildenden Künste in Wien fort.
Über erfolgreiche Tätigkeiten in Wien und Umgebung gelangte Herigoyen schließlich gemeinsam mit Graf Wilhelm von Sickingen nach Landstuhl. Hier wirkte er ab 1773 als Geometer der öffentlichen Wege und fertigte eine kartographische Aufnahme der vier Pfarreien Landstuhl, Mühlbach, Horbach und Kirchenarnbach an. Diese präzise Vermessungsarbeit ist heute in der Preußischen Staatsbibliothek in Berlin dokumentiert und gilt als ein bedeutendes Zeugnis seiner frühen ingenieurtechnischen Tätigkeit.
Im Jahr 1775 heiratete Herigoyen in Landstuhl Christina Franziska Breuning, die Tochter des Landstuhler Amtmanns Emanuel Breuning, der kurz zuvor verstorben war. Seine Tochter Maria Elisabetha Walburga wurde 1776 in Landstuhl getauft. Damit ist Herigoyen nicht nur beruflich, sondern auch familiär eng mit der Geschichte Landstuhls verbunden.
Bereits 1774 wurde Herigoyen von Graf Wilhelm von Sickingen, der zu dieser Zeit als erster Minister in Mainz tätig war, nach Aschaffenburg geschickt, um dort den neuen Landschaftsgarten Schönbusch zu gestalten. Später führte ihn sein Weg als Stadt- und Landbaumeister nach Regensburg, ehe er nach der Eingliederung der Stadt in das Königreich Bayern im Jahr 1810 von König Maximilian I. zum Oberbaukommissar im Innenministerium berufen wurde. Er verstarb 1817 in München als ein bedeutender Wegbereiter des Klassizismus in Bayern.
Der Besuch des Freundeskreises in Landstuhl begann um 11 Uhr auf der Burg Nanstein, wo Stadtbürgermeister De Fazio die Gäste herzlich begrüßte. Gemeinsam mit Burgenexperte Jürgen Keddigkeit erkundete die Gruppe die Burg und erhielt spannende Einblicke in die Baugeschichte und die Epoche Franz von Sickingens. Im Anschluss folgte ein gemeinsames Mittagessen in der Burgschänke.
Am Nachmittag führte Uli Heist die Gäste auf eine Stadtführung, die die historische Entwicklung Landstuhls und Herigoyens Wirken beleuchtete. Anschließend empfing Stadtbürgermeister De Fazio die Besucher zu einem kleinen Umtrunk im Rathaus. Dort konnten die Mitglieder des Freundeskreises Auszüge aus den Zweitschriften der Heiratsurkunde sowie der Taufurkunde Herigoyens einsehen – wertvolle Dokumente aus dem Stadtarchiv, die seine Zeit in Landstuhl eindrucksvoll belegen. Zudem übergab der Freundeskreis der Stadt einen Auszug aus Herigoyens kartographischer Arbeit, der die damalige Pfarrei Landstuhl zeigt, ein historisches Zeugnis seiner Vermessungsarbeiten, das künftig im Stadtarchiv Landstuhl aufbewahrt wird.
Ein Gottesdienst in der St.-Andreas-Kirche rundete den Besuch ab, ehe die Gruppe am frühen Abend die Rückreise nach Bayern antrat.
„Der Besuch des Freundeskreises war für uns geschichtlich ausgesprochen interessant“, betonte Stadtbürgermeister Mattia De Fazio. „Emanuel Joseph von Herigoyen hat mit seiner Arbeit und seiner Verbindung zu Graf Wilhelm von Sickingen ein Stück Landstuhler Geschichte geprägt. Es ist beeindruckend zu sehen, wie eng unsere Stadt mit diesem europäischen Architekten verbunden war und wie sein Wirken bis heute nachhallt.“






